Der verführerische Duft der Gene
Neue Erkenntnisse der Olfaktorik-Forschung

Geruchsdetektoren siedeln nicht nur in der Nase. Quelle: multisense
Im Alltag ist die Nase häufig wegweisend – in der Wissenschaft gibt ihre Expertise noch viele Rätsel auf. Jason B. Castro und Team vom Bates College, Lewiston, Maine, USA, veröffentlichten im September 2013 erstmals Kategorien, um Gerüche zu identifizieren. Der „Atlas of Odor Character Profiles“ basiert jedoch nicht auf chemischen Analysen, sondern auf Mustern, die via Computerberechnungen destilliert wurden.
Zu den so ermittelten Basisgerüchen zählen u.a. süß, minzig, zitronig, faulig, holzig-harzig ... vielschichtige Gerüche, die jedoch – wie von Castro belegt – aus wenigen Basiselementen komponiert sind. Damit sind die Duftgeheimnisse noch längst nicht gelüftet, aber ein erster Schritt ist getan, um die ca. 350 Geruchsrezeptoren in unserer Nase zu strukturieren.
Allerdings siedeln die Geruchsdetektoren nicht nur in unserem Riechorgan. Auch viele Zellarten reagieren auch Gerüche. Beispielsweise wurde in Laborversuchen nachgewiesen, dass weiße Blutkörperchen im Rahmen des Verdauungsprozesses Duftspuren folgen.
Neben der Ernährung wird auch die Partnerwahl entscheidend von Duftfaktoren beeinflusst. Die Hauptrolle spielen nach aktuellem Forschungsstand spezielle Eiweiße, deren jeweils individuelle Geruchsnote sich nach dem genetischen Profil ihres Trägers richtet.
Wie eine Studienreihe zeigte, erschnuppern Frauen auf dem Zenit des Fruchtbarkeitszyklus zielsicher optimale Väter – sprich Männer, deren Immungene sich besonders stark von den eigenen unterscheiden. Somit ist also auch gesunder Nachwuchs eine Frage des richtigen Riechers.
Sabine Wegner